Der Tod eines geliebten Menschen ist eine der schwierigsten Herausforderungen, die wir im Leben erleben können. Besonders belastend ist es, wenn ein Mensch erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Diese Situationen sind oft von Schmerz, Unsicherheit und Tabus geprägt – aber auch von Chancen, intensive und bedeutungsvolle Momente zu erleben.
Persönliche Erfahrungen und ein Tabuthema
Ich selbst habe diesen Weg bereits zweimal durchlebt: Meine Mutter und mein Vater sind verstorben, und ich durfte sie auf ihren letzten Reisen begleiten. Zudem habe ich eine Hospizausbildung absolviert, die mir half, meine eigenen Erfahrungen und Ängste zu verarbeiten. Viele von uns werden mit dem Thema Tod konfrontiert, sei es durch Freunde, Familie oder Kollegen, die unheilbar erkrankt sind. Doch wie geht man damit um? Was kann man tun, wenn die verbleibende Zeit begrenzt ist?
Die Würde des Sterbenden respektieren
Das Wichtigste ist, die Würde und die Wünsche des Sterbenden zu achten. Ich erinnere mich an eine Freundin, die wusste, dass ihre Zeit gekommen war. Sie entschied sich, nur noch mit ihrem Ehemann die letzten Stunden zu verbringen, und wollte keinen weiteren Besuch. Dieser Wunsch stieß bei ihrer besten Freundin auf Unverständnis, doch letztlich war es ihre Entscheidung. Solche Wünsche zu respektieren, ist von großer Bedeutung. Es geht nicht darum, was wir möchten, sondern darum, was dem sterbenden Menschen wichtig ist.
Mitgefühl statt Mitleid
Die richtigen Worte zu finden, ist oft schwer. Ich vermeide es inzwischen, “Mein Beileid” zu sagen, da dies oft eine Schwere vermittelt. Stattdessen sage ich “mein Mitgefühl”. Das klingt für mich ehrlicher, weil ich nicht leide, sondern mitfühle und Trost spenden möchte.
Der Tod als Übergang
Für viele Menschen ist der Tod das absolute Ende – für mich nicht. Ich sehe ihn als Übergang, eine Rückkehr ins Universum oder wie jeder es für sich anders benennt. Diese Sichtweise half mir, Frieden mit dem Tod zu schließen. Mein Vater hatte kurz vor seinem Tod einen Traum, in dem er sich selbst von oben betrachtete. Er beschrieb diesen Moment als wunderschön, umgeben von Lichtern. Für mich war klar: Er bereitete sich auf den Übergang vor. Als er starb, geschah es friedlich und ohne Kampf.
Zuhören und Wünsche erfüllen
Eines der wertvollsten Geschenke, die man einem sterbenden Menschen machen kann, ist das Zuhören. Sei es ein Gespräch, das Vorlesen der Zeitung oder einfach das stille Dasein – es zählt, dem anderen Raum zu geben und seine Wünsche zu erfüllen, so ungewöhnlich sie auch erscheinen mögen. Dabei sollte man auch akzeptieren, wenn jemand medizinische Maßnahmen ablehnt. Die Entscheidung liegt allein bei der Person, die sie betrifft.
Schmerzfreiheit als Priorität
Ein zentraler Aspekt in der Hospizarbeit ist, den Menschen einen schmerzfreien Übergang zu ermöglichen. Die Medizin ist heute dazu in der Lage, und niemand sollte Angst vor unerträglichen Schmerzen haben müssen. Diese Sicherheit kann viel Angst nehmen – nicht nur den Sterbenden, sondern auch den Angehörigen.
Der Tod gehört zum Leben
Wir alle tragen Ängste und Unsicherheiten in uns, wenn es um den Tod geht. Doch ich habe gelernt, dass der Tod kein Tabuthema sein muss. Wenn wir offen damit umgehen, fällt es uns leichter, Menschen in dieser schwierigen Zeit zu begleiten. Der Tod ist ein Teil des Lebens und kein Ende – nur ein neuer Anfang.
Abschließende Gedanken
Jeder von uns wird irgendwann mit diesem Thema konfrontiert. Ich möchte euch ermutigen, euch damit auseinanderzusetzen, bevor es plötzlich auf euch zukommt. Der Tod kann uns lehren, im Leben bewusster und dankbarer zu sein. Und wenn ihr euch unsicher fühlt oder Fragen habt, dann sucht den Austausch – sei es mit mir, mit Freunden oder in einer Gemeinschaft, die sich mit diesen Themen beschäftigt.
In diesem Sinne: Traut euch, hinzuhören, zu begleiten und den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren.
Eure Ursula Burghartswieser